IRL. Weekends. Fabulous. Dubai Chocolate.

Back in the day, there was this abbreviation: IRL, “in real life.” You’d use it in a chat—circa 1990—to tell someone you were about to do something “real” in the offline world. These days, it feels like there’s hardly any “real life” left.
During the week, so many of us are just functioning. We do our jobs, get the groceries, cook, eat, do laundry, tidy up, walk the dog. The little time left for actual living—maybe 2 to 4 hours—is usually spent on Instagram and Netflix, because we lack the energy and motivation to do anything else. Life happens somewhere between work and total vegetative stillness on that oh-so-soft couch. Real life during the week? Barely possible for most.
Life is the Weekend and Vacations
And then, finally, Friday arrives. There’s no day we long for more than this one with its lovely name: Friday. So much freedom and potential crammed into this single day that announces the arrival of our well-earned weekend.
And suddenly, it’s Saturday. We sleep in, trying to make up for the sleep we lost to Instagram and Netflix during the week. Then we buy groceries for the week ahead, run errands, tackle the garden, iron the laundry, return that overdue Zalando package, and pick up duct tape and wall plugs from the hardware store. Before you know it, it’s Saturday evening, and it’s time for the couch. Or maybe we meet up with friends at our favorite Italian place. On Sunday, we sleep in again, only to start lamenting by midday that Monday is just around the corner.
Saving life for the weekends—surely, this can’t be all there is?
But if we’re lucky, things look entirely different. Instead of a weekend so unremarkable it’s as noteworthy as a sack of rice falling in China, we might go on vacation! Or attend that thrilling, sold-out Harry Styles concert! Or visit MoMA to revel in our newfound love for Max Beckmann! And yet, instead of being fully present in these moments, we’re busy finding the best angles for photos to share with everyone.
Our Instagram Feed: The Life We Don’t Live
Our Instagram feed becomes a showcase of life’s highlights, proving what explorers of the world we are and how much fun we’re having. Yet we know all too well that what we display there doesn’t even account for 1% of our actual lives. What we document is fake—unrepresentative of how we really live.
Because the other 99%? Folding underwear, unclogging hair from the drain, and vegetating on the couch, scrolling through Instagram.
Our feed is a collection of our lives as they aren’t. A carefully curated public display of a lie.
What If Life Were Fabulous?
Now, a thought experiment: what if those 99% of our lives were simply amazing? What if we committed to making those 99% fabulous, so we didn’t need weekends or annual vacations to compensate for the misery of our real lives?
What if IRL was so great that we’d want to post about it every single day? What if we tackled all the small things that bother us daily, the things we’ve been avoiding for ages? The overstuffed closet? That corner of the apartment that looks like a war zone? Those 20 ancient binders filled with unsorted paperwork from the last (feels like) 100 years?
What if we made our lives 1% better every day? What if, each day, we felt a little more fulfilled, a little more content, a little more in tune with ourselves? What if we changed our lives to fit us better?
What if we carved out time every day for self-improvement? For learning, experimenting, discovering new things about ourselves? What if we reflected on who we are and what we need to live well?
What if we figured out what a good life actually means to us?
Maybe then we wouldn’t need weekends to carry the weight of all our hopes for a better life. Maybe then our real, everyday lives—the 99%—would already be Insta-worthy. Or even better, maybe they wouldn’t need to be on Instagram at all. Because we’d already know our lives are fabulous—without needing validation from anyone else.
Postscript: The Birth of This Article
This article came to life after I spent 37 minutes on Instagram this morning, right after waking up. Watching funny dogs, cats, squirrels, and people making Dubai chocolate. After seeing that my friends had already been online for 21 minutes, 78 minutes, and 121 minutes. And after realizing that right now I can’t recall a single reel, post, or anything else I saw.
Das Unechte
IRL. Wochenende. Fabelhaft. Dubai Chocolate.
Früher gab es diese Abkürzung, IRL, in real life. Man schrieb sie im Chat – anno 1990 –, wenn man jemandem mitteilen wollte, dass man etwas im echten Leben tun wollte, das etwas “echt” sei. Heutzutage habe ich das Gefühl, vom echten Leben ist kaum mehr etwas übrig.
Unter der Woche funktionieren so viele nur noch. Man macht eben seinen Job, dann seinen Einkauf, kocht, isst, wäscht, räumt auf, geht mit dem Hund raus. Die wenige Zeit, die nun noch für das eigentliche Leben übrig ist (vielleicht so 2-4 Stunden), füllen wir – aufgrund mangelnder Energie und mangelnden Antriebs – mit Instagram und Netflix auf. Das Leben spielt sich ab zwischen Arbeit und totaler Totenstarre auf der ach so weichen Couch. Echtes Leben unter der Woche – kaum möglich für die meisten.
Das Leben ist das Wochenende und die Urlaube
Und dann ist er endlich da – der Freitag. Nie haben wir uns etwas mehr herbeigeseht als diesen einen Tag mit dem wohlklingendem Namen: Freitag. Soviel Freiheit und Möglichkeiten stecken in diesem einen Tag, der das wohlverdiente Wochenende ankündigt.
Und dann ist auch schon Samstag. Wir schlafen erstmal aus, um den fehlenden Schlaf der Woche nachzuholen (den uns Instagram und Netflix beschert haben), wir kaufen für die Woche ein, erledigen Besorgungen, machen den Garten, bügeln die Wäsche, bringen das lang überfällige Zalando-Paket weg, kaufen Abklebeband und Dübel im Baumarkt. Dann ist eigentlich auch schon wieder Samstag Abend und Couchzeit. Vielleicht verabreden wir uns auch mit Freunden beim Lieblingsitaliener. Am Sonntag schlafen wir dann nochmal richtig aus und jammern bereits am Mittag, dass schon bald wieder Montag ist.
Immer nur das Wochenende zum Leben aufheben – das kann es doch nicht gewesen sein?
Aber mit etwas Glück läuft es auch komplett anders und statt eines normalen Wochenendes, das so wenig berichtenswert ist wie etwa, dass in China ein Sack Reis umfällt, fahren wir in Urlaub! Oder wir gehen zu diesem aufregenden, ausverkauften Harry Styles Konzert! Oder wir besuchen die fantastische Kunst im Moma und erfreuen uns an unserer neu entdeckten Liebe zu Max Beckmann! Statt jedoch voll im Moment zu sein, suchen wir nach den besten Foto-Winkeln, um diese fantastischen Momente mit allen zu teilen.
Und so ist unser Instagram Feed voll mit den Highlights unseres Lebens, die zeigen, welche Entdecker der Welt wir doch sind und wieviel Spaß wir am Leben haben. Wohl wissend, dass das, was wir dort zeigen, nicht mal 1% unseres Lebens ausmachen. Wir halten das Unechte fest, das eben nicht stellvertretend ist für die Art und Weise, wie wir unser Leben führen. Denn die anderen 99% sind gekennzeichnet von Unterhosen zusammenlegen, Haarknäuel aus dem Syphon entfernen und vor allem vom auf der Couch vor uns hinvegetieren oder Scrollen auf Instagram.
Unser Feed – eine Ansammlung unseres Lebens, wie es nicht ist. Ein öffentlich zur Schau gestellter Fake.
Was wäre, wenn unser Leben fabelhaft wäre?
Nun ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn diese 99% des Lebens einfach großartig wären? Was, wenn wir uns dazu committen würden, diese 99% fabelhaft zu gestalten, so dass wir nicht mehr das Wochenende oder den Jahresurlaub dafür brauchen, unser miserables eigentliches Leben zu kompensieren?
Was wäre, wenn IRL unser Leben so gut wäre, dass wir davon am liebsten jeden Tag ein Bild posten möchten? Was, wenn wir all die kleinen Dinge in unserem Leben anfangen anzugehen, die uns täglich stören, die wir besser machen können und denen wir so lange versäumt haben, ins Gesicht zu sehen? Der zu volle Kleiderschrank? Die eine Ecke in der Bude, die aussieht wie S**? Die 20 alten Aktenordner mit den unsortierten Unterlagen der letzten, gefühlt 100 Jahre? Was, wenn wir jeden Tag unser Leben nur 1% besser machen würden? Wenn wir jeden Tag ein bisschen erfüllter, zufriedener, mehr eins mit uns selbst wären? Was, wenn wir unser Leben so ändern würden, dass es ein bisschen mehr zu uns passt?
Was, wenn wir uns jeden Tag Zeit für unsere Entwicklung nehmen? Wenn wir jeden Tag lernen, ausprobieren, neue Dinge über uns selbst lernen? Wenn wir uns reflektieren und verstehen, was uns ausmacht und was wir im Leben brauchen, um gut zu leben?
Was, wenn wir herausfinden, was ein gutes Leben für uns überhaupt ist?
Vielleicht bräuchte es dann gar kein Wochenende mehr, das all unsere Hoffnungen auf ein besseres Leben bündelt. Sondern vielleicht wäre dann unser Leben, die echten, 99%, einfach schon so insta-worthy. Oder noch besser. Gar nicht auf Insta in erster Linie. Weil wir auch so wissen, dass unser Leben fabelhaft ist – ohne, dass wir die Validierung durch andere benötigen. Was wäre also wenn?
Nachwort: Die Geburt dieses Artikels
Diesen Artikel entstand, nachdem ich am Morgen, direkt nach dem Aufwachen, 37 min auf Instagram verbracht hatte, um mir lustige Hunde, Katzen, Eichhörnchen und Dubai-Schokolade anzusehen. Nachdem ich gesehen hatte, dass auch meine Freunde bereits 21min, 78 min und 121 min online waren. Und nachdem ich mich jetzt nicht an ein einziges Reel, einen Post oder Ähnliches erinnern kann.
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